März Newsletter

Schuld

Selbstangriff, Rückzug, Wertlosigkeit, Angst vor dem nächsten Schritt, Kontrolle

Schuld ist ein negatives Gefühl, das mit Angst einhergeht.

Es gibt Situationen im Leben, Momente, die uns emotional gefangen halten. Bilder, die sich in unser Gedächtnis eingebrannt haben. Hätte ich damals doch bloß anders gehandelt! Wir möchten das Vergangene ungeschehen machen und unser Denken kreist immer wieder um das gleiche Thema. Wir grämen uns, weil wir etwas Entscheidendes getan oder unterlassen haben. In solchen Momenten spüren wir, wie sehr unser Glück auch davon abhängt, Belastendes loszulassen. Ohne emotionales Gepäck abzuwerfen, wird der Weg im Leben beschwerlich. Wir starren auf ein Ereignis in der Vergangenheit, das unsere Liebe und Kraft einschnürt. Wir verstehen nicht, wie es dazu kommen konnte, erstarren, weil wir uns immer die gleichen Fragen stellen. Wie kann es gelingen, mit sich und der Vergangenheit ins Reine zu kommen? Wie können wir uns von Gefühlen befreien, die uns jeglicher Lebendigkeit berauben? Aus meiner Erfahrung sind dazu oftmals mehrere Schritte notwendig. Natürlich hängt der Verlauf von dem belastenden Ereignis ab. Und natürlich von Ihnen. Manche Menschen können Geschehnisse schneller verarbeiten als andere. Jeder Mensch ist mit seinen Erfahrungen und seinen Veranlagungen individuell. Deswegen heisst es: Schauen Sie auf sich, spüren Sie, welches Tempo für Sie stimmig ist.

Verantwortung übernehmen

Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen, ist der erste wichtige Schritt, um aus der Vergangenheit zu lernen. Es geht weniger darum, was andere getan oder nicht getan haben. Entscheidend sind unsere Antworten, denn sie liegen im eigenen Einflussbereich. Diesen können wir verändern. Auf alles andere haben wir dagegen nur sehr begrenzt Einfluss. Es geht um unsere Antworten auf die Dinge des Lebens. Und diese Antworten werden nicht immer perfekt sein. Schon gar nicht in der Rückschau. Doch macht es Sinn, unter dieser Last zu zerbrechen? Damit ist niemandem gedient. Ist es nicht viel gewinnbringender, wenn wir aus Vergangenheit für die Gegenwart lernen? Schauen Sie hin, was damals war. Was Ihnen damals möglich war und übernehmen Sie Ihren Teil der Verantwortung. Wir können nur lernen, wenn wir hinschauen ohne Ausflüchte und Rechtfertigungen, ohne Anklage und Verurteilungen. Nehmen Sie sich dafür bewusst Zeit. Dieser Schritt ist wahrscheinlich der Schwierigste. Sich den Raum zu geben, die schmerzhaften Ereignisse anzuschauen. Ich habe in den letzten Jahrzehnten einiges gemacht, auf das ich wahrlich nicht stolz bin. Ich habe mich unsensibel verhalten, aus sehr egoistischen Gründen andere Menschen verletzt und mich aus dem Staub gemacht. Dazu stehe ich mittlerweile. Ich schaue mir die Situationen an. Die Enttäuschung, die Traurigkeit und die Scham dürfen sich zeigen.

Unser Leben hätte sicherlich einen anderen Verlauf genommen, wenn unsere Entscheidung damals „besser“ gewesen wäre. Doch können wir das mit Gewissheit sagen? Vielleicht wäre manches leichter gewesen. Vielleicht auch nicht. Wir vermuten es lediglich. Philosophieren hilft uns in diesem Fall nicht weiter. Wir drehen lediglich Gedankenschleifen, die die Vergangenheit nicht ändern und uns in der Gegenwart nicht weiter bringen.

 

Was ist Ihr Maßstab?

Schuld ist ein Moralbegriff und das Empfinden von Schuld sehr individuell. Deswegen ist es wichtig herauszufinden, woran ich meine Schuld messe. Und wer mich anklagt. Oftmals sind es Sätze wie „Ich sollte …“, „Ich muss …“, „Das macht man so …“, „Das haben wir doch immer so gemacht …“, die unseren Blick und unsere Gefühle lenken. Finden Sie heraus, welche inneren Bilder Ihre Sicht der Dinge prägen.

 

Was hätten Sie gerne gemacht?

Manche Fragen hören sich leichter an als sie es sind. Vielen Menschen fällt es schwer, die eigenen Bedürfnisse zu benennen. Dabei geht es nicht darum, was sein sollte oder was andere von Ihnen erwarten. Es geht nur darum, wonach Ihnen in einem bestimmten Moment ist. Was tut Ihnen gut? Wie lautet Ihr Bedürfnis? Ohne Rechtfertigung und große Erklärungen.

 

Nehmen Sie Ihre Gefühle wahr

Schuld lenkt leicht davon ab, genauer zu schauen, was ist. Und zwar dann, wenn wir uns grämen und uns mit Selbstvorwürfen martern. Hinter der Schuld verbergen sich in der Regel Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Scham und Angst. Es bedarf Achtsamkeit und Geduld, diese Empfindungen wahrzunehmen. Gerade wenn mehrere Emotionen sich zeigen.

Dieser Schritt beinhaltet Wahrnehmen. Das ist natürlich nicht immer leicht, gerade wenn wir in der Vergangenheit unangenehmen Gefühlen lieber aus dem Weg gegangen sind. Und machen Sie sich bitte bewusst: Emotionen kommen und gehen. So schmerzhaft sie auch im Moment sein mögen. Wir sind nicht unsere Gefühle. Wir haben unsere Gefühle.

 

Schaffen Sie einen Ausgleich

Unsere Sicht ist manchmal sehr einseitig. Wir neigen dazu, Verhaltensweisen zu verallgemeinern. Doch wenn wir uns einmal nicht verantwortungsvoll verhalten haben, heißt das noch lange nicht, dass wir ein verantwortungsloser Mensch sind. Jede Situation ist individuell. Und unsere Bedürfnisse sind es auch.

Vor allem dürfen wir in schweren Zeiten nicht vergessen, was Gutes durch uns entstanden ist. Wir leisten auch einen Beitrag für die Gesellschaft der Beachtung verdient. Ein guter Buchhalter pflegt nicht nur die Ausgaben, sondern verbucht ebenso die Gewinne. Unser Leben besteht aus Höhen und Tiefen. Beides verdient Beachtung und Respekt.

Schauen Sie nach vorne

Verantwortung bezieht sich nicht nur auf einen Moment in der Vergangenheit. Wir haben Verantwortung für unser gesamtes Leben. Es hilft niemandem, wenn ich mich klein und schuldig fühle. Welche Schlüsse ziehe ich aus meinem Verhalten? Was lerne ich aus der Vergangenheit für die Gegenwart?

Akzeptieren

Irgendwann, das können Stunden, Tage, Wochen oder sogar Monate sein, wird sich eine Veränderung einstellen. Wir können dem Schmerz einen Platz zuweisen. Wir gewinnen an Selbstachtung, weil wir Verantwortung übernommen haben. Gefühle wie Traurigkeit, Wut und Scham durften sich zeigen und rumoren nicht mehr wie ein Sturm unter der Oberfläche.

Manchmal kann es wichtig sein, dass wir diesen Weg nicht alleine gehen. Zum Beispiel bei sehr traumatischen Ereignissen. Dann macht es Sinn, sich professionelle Unterstützung zu holen. Das erspart uns nicht das Verarbeiten der Gefühle. Doch wir sind nicht alleine und können der Führung eines erfahrenen Coachs oder Therapeuten vertrauen.

Im Außen hat sich nichts geändert. Was geschehen ist, ist geschehen. Doch in uns vollzieht sich eine Wandlung. Wir fangen an zu akzeptieren. Wir sind bereit, uns mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, damit die Gegenwart wieder lebenswerter wird. Die Zweifel und Gewissensbisse nagen vielleicht weiter an uns, aber wir laufen nicht mehr vor ihnen weg.

Vergeben

Vergeben ist eine Form des Gebens. Schenken Sie sich Mitgefühl. Schenken Sie sich Respekt. Das gilt besonders für Situationen in denen es uns nicht so gut geht. Wenn alles glatt läuft, ist es einfach, sich auf die Schulter zu klopfen. Wie gut es um die Selbstliebe bestellt, zeigt sich gerade in Situationen, die uns zermürben.

"Nicht zu vergeben heißt, sich für das Leiden entscheiden" – Gerald G. Jampolsky

Doch ohne einen inneren, gefühlsmäßigen Prozess wirkt die Veränderung nicht stimmig. Solange Herz und Intellekt unterschiedliche Wege gehen, kommen wir schwer zur Ruhe. Deswegen lassen Sie Ihre Antworten eine zeitlang auf sich wirken. Wie geht es Ihnen damit? Was brauchen Sie noch, um die Schuld, Ihren langjährigen Begleiter, liebevoll zu verabschieden?

.

Was Sie noch tun können

Sie haben getan, was in Ihrer Macht lag. Jetzt ist es wichtig, den Fokus wieder verstärkt auf das Hier und Jetzt zu richten. Sagen Sie ehrlich und aufrecht: Es tut mit leid. Wünschen Sie den Beteiligten alles Gute. Vielleicht finden Sie auch noch andere Wege und Rituale, um Ihren inneren Prozess einen würdigen Abschluss zu verleihen.

Unser Verhalten ist selten isoliert. Haben wir andere verletzt, wünschen wir uns oftmals Vergebung. Doch das können wir nur bedingt beeinflussen. Warten sie deshalb nicht auf Absolution. Wir wissen nicht, wie tief die inneren Wunden anderer Menschen sind. Und auch nicht wie sie damit umgehen.

Fehlern und Irrtümern dürfen wir uns stellen. Es zeugt von charakterlicher Größe, das eigene Verhalten in Frage zu stellen und zu bekennen: Ich war unachtsam und habe einen Fehler gemacht und dann aufrecht im Leben weiter zu gehen.

Ich wünsche euch einen zauberhaften Frühlingsbeginn

Brigitte