News September 2021

Verantwortung


Es gibt Menschen, denen fehlt die Fähigkeit, ihren Anteil an Beziehungen, Situationen, Umständen zu erkennen und oder zu übernehmen.das hat fatale Auswirkungen für Beziehungen. Allerdings kommt es genausohäufig vor, das Menschen vielzuviel Verantwortung übernehmen, sich schuldig fühlen und entsetzlich leiden. Sie schleppen zusätzlich die Verantwortung anderer mir sich herum, die sie sich aufladen lassen und auf sich nehmen. Was ist also gesund ?immer wieder treffe ich in meiner Arbeit mit Klienten auf Menschen, die jegliche Verantwortung für eine von ihnen mitgeschaffene Situation in der Beziehung oder in ihrem Leben von sich wegweisen.“Mit mir hat das nichts zu tun, da kann ich nichts dafür!“ heisst es dann.“Das liegt an meinem Partner……“auf jeden Fall liegt die Verantwortung immer ausserhalb dieser Menschen.Sie sind in einer permanenten Opferhaltung und erkennen ihren Anteil nicht.Das erzeugt Gefühle von Ausgeliefertsein-das Leben passiert uns dann, weil wir es ja nicht beeinflussen können- so ist die Erfahrung, die die Verantwortungsvermeider machen. Mindestens genauso oft erlebe ich auch Menschen, die unter gigantischen Schuldgefühlen fast zusammenbrechen und glauben, sie seien für alle Probleme und jedes Leid ganz allein verantwortlich.Werden solche Menschen vom Partner verlassen, liegt es natürlich nur daran, das sie nicht gut genug sind.Verlieren sie den Job, haben sie natürlich alles falsch gemacht, werden sie krank, ist das ein Umstand, den sie selbst zu verantworten haben. Die Steigerungsform dieser Haltung ist die Ansicht, das man das Leid sogar unbewusst ausgewählt oder verdient hat. Das heisst das Schicksal oder Karma hängt wie ein Damoklesschwert über den Betroffenen. Leider ist in esoterischen Ansätzen immer wieder die Rede , das man alles selbst in sein Leben zieht. Nach meinem Verständnis, ist es aber wertvoll seinen eigenen Anteil an schwierigen Themen und Problemen erkennen zu können, es ist das Einzige was man wirklich beeinflussen kann, und es ist unmöglich, das wir für alles und jeden die Verantwortung übernehmen können.


Selbst wenn sie es wollten- können wie gar nicht für alles verantwortlich sein, denn wir schaffen die Realität nicht allein, sondern zusammen mit anderen. Die Kunst liegt darin, zu unterscheiden, was an den Themen unseres Lebens tatsächlich in unserer Macht seht und sich beeinflussen lässt und was ausserhalb unserer Möglichkeiten und Verantwortung liegt.


Die Beobachterrolle einnehmen


Die Frage nach „zuviel“, „zuwenig“ oder der „falschen Richtung“ der Verantwortung oder Schuld lässt sich übrigens für alle Lebensthemen ganz hervorragend betrachten, wenn wir in die Beobachterrolle wechseln.

Stell Dir dazu einfach vor, Du bist ein Kinozuschauer und die Situation, um die es für Dich geht läuft wie ein Film vor die ab. Du schaust als unbeteiligte Person von außen auf Dein Leben.

Was ist zuviel, was ist zuwenig und was in Sachen Verantwortung ist an der falschen Stelle (wo bin ich mit meiner Verantwortung/ gefühlten Schuld) an der falschen Stelle? Das lässt sich aus der Beobachterperspektive ganz wunderbar erkennen.


Den eigenen Anteil zu sich nehmen, ohne darunter zusammenzubrechen


Das ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt. Es zeugt von Größe, wenn wir unseren Anteil an Schwierigkeiten annehmen können. 

 Ja, wir sind nicht perfekt, wir irren uns, wir haben Licht und Schatten, genau wie alle anderen Menschen.

Das zu akzeptieren bedeutet aber nicht, dass wir es nicht besser können und auch nicht, dass wir schlecht sind, weil wir uns nicht immer so verhalten, wie wir gerne wären.

So kann es sein, dass wir uns Jahre später noch schuldig fühlen für das, was wir glauben verursacht oder anderen Menschen angetan zu haben. Dann schämen wir uns für unsere Unfähigkeit, unseren Makel und fühlen uns vielleicht sogar wie ein schlechter Mensch.

Ich kann Dir sagen, ich kenn mich gut mit Schuldgefühlen aus. Sie wurden mir sozusagen schon mit der Muttermilch eingeflößt. Und natürlich hab ich viele Dinge in meinem Leben gemacht, die ich heute anders machen würde, die mir leid tun, wo ich andere verletzt habe und mich selbst.

Ich habe Menschen vor den Kopf gestoßen oder verlassen. Ich war nicht immer die perfekte Mutter, die ich gern für meinen Sohn gewesen wäre, auch wenn das meine Absicht war. Obwohl ich ihn unendlich liebe, war ich manchmal überfordert, angespannt und hab überreagiert. All das habe ich getan und

 auf vieles bin ich wirklich nicht stolz. Daher weiß ich auch:


Zum gesunden Umgang mit Schuldgefühlen gehört unbedingt die Fähigkeit sich selbst zu vergeben!

 


Jeder von uns macht es immer so gut er kann. Das gilt für Dich selbst und es gilt für alle anderen. Wenn Du auf Dein Leben schaust, dann schaust Du rückwärts. Du schaust von heute aus auf damals, als Du dieses oder jenes getan hast. Und natürlich beurteilst Du aus der Sicht von heute, wo Du viel mehr

 weißt, das Ergebnis kennst und die Konsequenz die daraus erwuchs, die Situation ganz anders, als damals, als Du mittendrin gesteckt hast.

Wenn Du damals gewusst hättest, was Du heute weißt- dann hättest Du Dich sicherlich anders entschieden. Aber zu diesem Zeitpunkt damals, hast Du das beste getan, was Dir in diesem Moment möglich war. Das ist die Wahrheit.

Sich selbst erlauben, dass man zum Zeitpunkt X Y keine andere Möglichkeit hatte, es einfach nicht besser konnte als man es getan hat, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, sich selbst zu vergeben und Schuld und Scham so gut wie möglich loszulassen.

Es hilft niemandem, sich nachträglich runter zu machen mit dem Wissen von heute und sich zu schlagen dafür, dass man es damals nicht besser konnte. Es darf Dir leid tun, natürlich- aber akzeptiere dass Du es damals so gewählt hast und das auch das zu Dir gehört. Auch das ist, Verantwortung zu

 übernehmen.

Übernehmen wir dort Verantwortung für uns und andere, wo wir es können- und lassen wir davon ab, sinnlos gegen Widerstände anzurennen, die sich nicht lösen lassen. Dann wäre schon viele einfacher.

Alles Liebe Brigitte